Amateurvereine leiden unter Lockdown

25. 04. 2021

Die Amateur-Sportler dürfen wegen des Lockdowns nicht mehr so trainieren wie zuvor. Einzelsportarten sind nur mit einem Trainingspartner erlaubt. Die veränderten Bedingungen belasten auch die Finanzen der kleinen Vereine. Experten warnen vor Langzeitschäden vor allem bei den Jüngeren.

Der Lockdown bereitet den deutschen Breitensportvereinen Probleme. Mannschaftssportarten dürfen nicht ausgeübt werden und Einzelsportarten nur sehr eingeschränkt. Davon betroffen sind mehr als 24 Millionen Vereinsmitglieder. Nachdem der Lockdown nun schon fast vier Monate andauert, fordern immer mehr Funktionäre Perspektiven von der Politik.

Seit November vergangenen Jahres ist der Sportbetrieb in deutschen Vereinen nur noch sehr eingeschränkt möglich. Mannschaftssportler können kein sportartspezifisches Training abhalten und müssen sich individuell fithalten. Anfangs erging es auch Sportlern aus Einzelsportarten so. Mittlerweile dürfen Tennis- oder Tischtennisspieler immerhin wieder zu zweit auf den Platz oder an die Platte. Wettbewerbe bleiben aber weiterhin ausgesetzt. Michael Schirp, stellvertretender Leiter Kommunikation des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hält es jedoch für wichtig, dass die Regierung auch den Mannschaftssport wieder ermöglicht. Er sieht den Breitensport „in der Pandemie mit all seinen gesundheitlichen und psychosozialen Heilkräften als Teil der Lösung“, wie er im DOSB-Newsletter erklärt.

Bereits im März 2020 gab es einen Lockdown, der bei Sportlern und Vereinen noch nachwirkt. Nachdem in einigen Sportarten der Spielbetrieb im Sommer wieder aufgenommen wurde, steht er nun wieder still. Das sorgt für finanzielle Engpässe. Vereinen. Dieter Schulz, Vorsitzender des Tischtennisvereins Offenbach (TTV) spricht von einem Verlust von ca. 10.000€.  Diese Summe resultiert aus den Absagen der bundesweiten Offenbacher Tischtennis-Stadtmeisterschaften (2020 und 2021) sowie kleinerer Turniere, wie Bezirks-, Kreis- und Pokalmeisterschaften. All diese durfte der Verein in Lockdown-Zeiten nicht organisieren.

 

Verringerte Kapazitäten

Die coronabedingten Einschränkungen bringen nicht nur finanzielle Probleme mit sich. Es gibt Vorschriften, wie viele Sportler sich maximal in der Halle aufhalten dürfen. Deshalb verringert sich die Kapazität. Da „die jetzigen Mitglieder die Halle vollkommen füllen“, verzichte der TTV derzeit auf Neuanwerbungen, so Schulz.

Dabei gehören Neuanwerbungen normal gerade in einer Sportart, die im Vergleich zum Fußball oder Tennis nicht im Mittelpunkt steht, zu den wichtigen Aufgaben der Vereine. Vereinsvertreter gehen sonst in die Schulen, um dort den Tischtennissport in den Blickpunkt der Schüler zu stellen. „In die Schulen gehen, bei den Lehrern werben, dass sie den Tischtennissport fördern“ lautet Schulz Philosophie. Genau das ist jedoch in Zeiten einer Pandemie nicht möglich.

Die aktuellen Mitglieder nehmen das Trainingsangebot unterschiedlich auf. Im Erwachsenenbereich erkennt Schulz eine „rege Teilnahme“ und spricht daher von einem unveränderten Interesse. Allerdings sehe es im Jugendbereich mau aus, wie das Vorstandsmitglied berichtet. Als mögliche Gründe nennt er das Verbot der Eltern oder veränderte Interessen bei den Jugendlichen. Sie spielten möglicherweise lieber Computerspiele.

Damit dies kein langfristiges Phänomen wird, fordern immer mehr Beteiligte wieder mehr Möglichkeiten. Einer von ihnen ist der Frankfurter Sportkreisvorsitzende Roland Frischkorn. „Der fehlende Ausgleich und das Zurückdrängen ins Private erhöht den psychischen Druck in allen Altersgruppen enorm. Es muss jetzt und auch künftig allen Menschen möglich sein, Angebote in Vereinen wahrzunehmen.“

Der Neurobiologe Gerald Hüther warnt gerade bei jungen Menschen vor langfristigen Folgen. Ohne den sozialen Kontakt verändere sich die Hirnstruktur. Als Folge könnte ein Desinteresse an sozialen Kontakten bestehen bleiben.

Wann der Sport wieder uneingeschränkt erlaubt sein wird, kann in dieser Situation noch niemand abschätzen. Schulz jedenfalls blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir hoffen, dass wir demnächst alle Mitglieder mal wieder zusammen begrüßen können.“ Dann wolle man auch sofort wieder mit Mini-Turnieren beginnen. Möglicherweise kann sein Verein dann auch wieder in den Schulen für die Sportart werben. Erstmal bleibt allen Funktionären, die auf Perspektiven von der Bundesregierung hoffen, genau wie Schulz, sich überraschen zu lassen, „was die Politik demnächst entscheiden wird.“

Jan Oefger, Hochschule Darmstadt

 

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